Gegen alles – Systemkritisch bin ich schon lange. Das bekam ich schon früh mit. Ich bin sehr oppositionell geprägt und sicher jemand, der nicht leicht den Mund halten kann. Ich habe immer schon gerne Zusammenhänge verstanden und mich oft am Weg gefragt, was mich stört und wie etwas geändert werden kann. Ich erkannte, dass ich eigentlich sehr interessiert, sehr politisch usw bin und auch etwas zu sagen habe . . .
Dieser hobbyutopische Raum ist für mich eine Art Kritik an der Welt um die Welt leichter so nehmen zu können wie sie gerade ist.
Freiheit und echtes Verstehen – Etwas zu sagen in Bezug auf die Welt braucht für mich Freiheit. Es bedeutet auch Freiheit. Und ich glaube wir sind heute als Menschen unfreier als wir es oft eingestehen wollen. Eingeschränkt von Systemen die wir uns selbst erschaffen haben. In Macht- und Gesellschaftsstrukturen eingebunden und an sie gebunden. Wir Menschen spiegeln die Welt in der wir leben. Wir sind Meister im Ausblenden und Verdrängen. Wir alle leben in unseren Wahrheiten und Bubbles. Bubbles, das neue Wort für Klassen, nahezu schon ein Reizwort und für mich der Nährboden der Intoleranz, der Entgegnung. Dein Richtig gegen mein Richtig, ständiges argumentieren, die Scheuklappen der eigenen Abwehr fest aufgesetzt. Ja, ich ärgere mich. Und ja, Recht haben, Argumentieren und Besserwissen sind auch Teile von mir und manchmal mache ich das auch gerne, aber ich habe noch nicht erfahren, dass es etwas bringt. Damit sich etwas entwickeln kann und davon bin ich überzeugt und daran arbeite ich, müssen wir uns versuchen besser und echter zu verstehen.
Einige Einflüsse – Die Freiheit und der Mut die Welt zu erkunden und nach einem neuen Wie der Gesellschaft und des Miteinanders zu fragen treiben mich an. Und in diesem Zusammenhang las ich irgendwo, dass wir mehr positive Visionen der Zukunft brauchen. Ich glaube es war bei einem der Populärphilosophen wie Precht oder Harari. Egal wo. Jedenfalls entwickelte sich dieser Gedanke in mir zur Handlungsmöglichkeit. Die Utopie kam erst später. Anfangs war da ein loses Konstrukt an Fragen und Ideen. Randomisiertes assoziieren sozusagen. Und einige Bücher. Ich mag Popper vom Gedanken der „offenen Gesellschaft“ und bin eher gegen starre Systemkonstruktionen. Ich glaube an eine Macht der persönlichen Haltung und Einstellung. Rogers ist mir da ein ganz lieber Protagonist und Denker. Und hier merke ich, wie ich selbst Teil der Einseitigkeit bin. Alles weiße, westliche Männer. Ich berufe mich trotzdem ein bisschen auf sie, denn ich finde, sie alle kritisieren den weißen, westlichen Mann und seine Systeme auch sehr konkret. Und es zeigt auch etwas auf. Eine Bubble! Ein globale Bubble. Die weiße, westliche Bubble. Obwohl ich Teil bin, bin ich auch gegen sie.
Eine Frau als Symbol für das Fundament – Virginia Woolfs, „Ein Zimmer für mich allein“, ein feministisches Standardwerk und auch sehr relevant für mich und für diese Motivationsbeschreibung. Sie beeinflusste mich sehr. Einerseits vielleicht in einer Art Bestärkung, dass zu tun woran man glaubt, andererseits auch inhaltlich. Das Grundrecht ist zentrales Element dieser Seite. Dort finden sich das Recht auf Wohnraum und eine Geldsumme zum Auskommen, zwei wesentliche Voraussetzungen für Virginia Woolf um am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts als Frau und Schriftstellerin frei tätig zu sein, nein, wahrscheinlich überhaupt frei zu sein. Was ich vielleicht noch damit sagen will ist, dass es in mir eine direkte Verknüpfung zwischen Abhängigkeit und Unfreiheit gibt und ich das als ein zentrales Problem unserer Zeit und Welt erachte. Dies führt mich zu einer zentralen Frage meiner utopischen Gedanken. Wie wäre eine Welt abseits vieler heutiger Abhängigkeiten?
Echte Utopie – Ich möchte auf das Wort Utopie eingehen. Ein Wort das für mich über die letzten Jahre eine große Bedeutung bekam und das ich heute klar abgrenze. Mit Utopie meine ich die Vorstellung einer besseren Welt. Insgesamt sehe es schon fast menschliche Verantwortung – ich meine das ganz undogmatisch – utopisch in die Zukunft zu sehn um Veränderungen erst möglich zu machen. Ich versuche einen einfachen Blick in eine bessere Welt für uns Menschen zu geben. Bei mir spielt diese bessere Welt eben in ca. 100 Jahren. Das ist der Zeitraum, den ich mir vorstellen kann und es für mich auch – ob gewisser globaler Geschehnisse – realistisch erscheint, dass sich gewisse Dinge ändern können und werden. Freilich, die Utopie ist ein überzogenes Maximum an Veränderung. Aber das ist für mich sehr ok.
Abgrenzung Dystopie – Das Dystopische (Klimawandel, Politik, Macht, Geld, Gier, Ungleichheit, uswusf) geschieht ohnehin auf unser Welt. Viele Themen sind oft beängstigend institutionalisiert. Diese Themen greife ich aus eigener Sorge gerne auf um sie einen Transformierungsversuch zu unterziehen. Den Klimawandel verwende ich als einen von mehreren Hauptveränderungstreibern meiner utopischen Konstruktionen. Ich stelle mir regelmäßig die Frage, ob ich bei meinen Vorstellungen des Klimawandels dystopisch überziehe? Und doch gelange ich regelmäßig zu dem Schluss, dass ich Fakten zwar stark vereinfache und in überzogene Zusammenhänge stelle, aber keine unübliche (dystopische) Vorstellung einer möglichen Zukunft produziere. Es ist eher der Versuch eines lauten HALLOs was aus meiner dilettantischen Sicht bei mittlerer Erderwärmung (3-4°C) schon alles passieren könnte.
Eine kleine Anecdote – Im Dezember war ich in der Buchhandlung Anna Jeller in Wien. Ich bin dort gerne und fühle mich immer sehr gut beraten mit meinen individuellen Fragen. Im Dezember kam ich mit der Frage, dass ich eine Geschichte oder einen Roman suche, der positive Szenarien der Zukunft behandelt. Die Antwort war enttäuschend. Frau Jeller meinte fast garschtig, „So etwas gibts nicht, in welcher Welt ich denn eigentlich lebe . . . “ und das stimmte mich nachdenklich, nein es erschreckte mich und motivierte mich aber auch für das Vorliegende. Denn ich begab mich auf die Suche nach echten Utopien und eigentlich bin ich schon enttäuscht. Viel gibt es nicht und somit kann ich mich auch mit meinem hobbyutopischen Gedankentum
Vom Denken und Schreiben und einer Website – Ich bin kein Wissenschaftler oder Philosoph und doch irgendwie Denker. Ich habe das Schreiben und das Denken nicht gelernt und doch mache ich es. Weil es schön ist. Weil es sinnstiftend ist. Es ist für mich auch etwas wertvolles aus meiner eigenen Art zu sprechen und zu formulieren. Und motiviert bin ich auch durch Rebellion. Eine Rebellion gegen die Welt der Likes und Ratings, ausgenommen vielleicht beim Staubsaugerkauf. Was ich kritisiere ist die Adaption der Inhalte, des Zusagenden und der Handlungen für das Gesehenwerden in Sozialen Netzwerken. Ich sage, da verkümmert wertvolles! Und sicher bin ich auch schon altmodisch. Aber ich entscheide mich wieder einmal für eine Website. Ich mag das Format. Ich mag freies Internet.
Über Struktur und Möglichkeit – Diese Seite stellt für mich einen Strukturierungsversuch eigener utopischer Gedanken dar. Es ist so ein bisschen und sicherlich nur teilweise das – momentane – Resultat von Recherchen. Es sind Kumulationsversuche aus Fetzen. Aber es sind doch auch zielgerichtete Überlegungen, Überlegungen wie es zu einer möglichen anderen, utopischen Zukunft kommen könnte. Der Aspekt des Möglichen ist für mich sehr wichtig. Meine Szenarien sind vielleicht nicht ganz wahrscheinlich und in Summe utopisch, jedoch die einzelnen Kausalketten in meinem Denken sind – zumindest nach meiner Recherche – möglich.
Öffentlichkeit und Dialog – Nach dem Struktuierungsversuch, ist diese Seite aber auch eine Art Suche nach Öffentlichkeit. Das „Zimmer für mich allein“ ist oft gut zum Denken. Aber an einem gewissen Punkt ist es mir wichtig, dass die Dinge in die Welt kommen können. Und mit diesem „in die Welt kommen“ verbinde ich eine weitere Motivation. Ein „in Dialog kommen“ um abseits des negativen Sudderns in einen anderen Austausch zu kommen.
Die Frage zum Dialog – Ich habe eine Idee, geboren aus einer Erfahrung die ich kurz schildern muss. Mit lieben Freunden pflege ich seit Jahren ein monatlichen philosophischen Abend. Diese Abende trugen auch schon viel zu utopischen Ideen bei und irgendwann konnte ich mich dort mit meinen utopischen Gedanken ausbreiten. Es war fast wie eine Frage-Antwort-Spiel. Ich musste überraschend feststellen, wie gut ich aus meiner eigenen Intuition auf Fragen zu einer möglichen Zukunft antworten kann, sprich, wenn ich mich in die Rolle des Utopisten selbst begebe. Und so ist mein dialogisches Angebot an dieser Stelle die Möglichkeit zur Frage. Und ich will hier ganz und gar vermeiden überheblich zu wirken. Ich habe für die utopische Welt meiner Vorstellung und die Menschen dieser Zukunft oft keine Worte parat und mir selbstverständlich die allermeisten Fragen noch gar nicht gestellt. Ich merkte nur, dass – durchwegs kritisches – Fragen ein innerliches Schürfen auslöst und Antworten hervorbringt. Somit verstehe ich die Frage ein wenig als Wegbereiter zum Dialog.
Am Ende schaue die Absätze zurück und muss schmunzeln. Ich wusste selbst nicht was mich rund um dieses Thema alles motiviert. Nun ist es schön, es zu sehen und es auch mitgeteilt zu haben. Auch wenn es lange ist. Aber echtes Verstehen darf doch auch dauern können. Und am Ende steht vielleicht utopische Begegnungsqualität.