Menschen

Historisches – In der Vergangenheit beschrieben und definierten sich die Menschen durch ihre Tätigkeiten und eine, meist, damit verbundene soziale Stellung. Es wurde allem ein Wert beigemessen. Diese Wertbezogenheit und damit verbundene Ungleichheit unter den Menschen konnte durch die Umbrüche im 21. Jahrhundert aufgebrochen werden. Es war ein Zusammenspiel vieler ganz glücklicher und unglücklicher Notwendigkeiten, welche die Menschheit ins 22. Jahrhundert führten. Allen voran stand die Notwendigkeit, die Natur und die Erde als Lebensraum nicht mehr zum ausschließlichen Selbstzweck auszubeuten. Der Mensch wurde von seinem hohen Ross gestoßen und stieß sich selbst hinunter.

Fragmentierter Ort – Zu Beginn des 22. Jahrhunderts war die westliche Welt ein zunehmend fragmentierter Ort.  Alles hatte seinen Platz und seine Zuständigkeit. Pflege, Schule, Arbeitsplatz, Kinderbetreuung, Unterhaltung, Urlaub und das eigene Wohnzimmer, untereinander fast völlig begegnungsfreie Zonen – Leben war portioniert, geordnet und strukturiert. Jedenfalls risikofrei, aber auch erlebensfrei. Es war eine Zeit sozialer Hemmungen. Ein Zugehen auf den anderen ohne bestimmten Zweck, vielleicht nur mit einer unbestimmten Neugier gab es sehr selten. Es war Depression in Mitten höchsten Wohlstands.

Haltung – Der Mensch im 22. Jahrhundert lebt in einer Welt, in welcher sich die Menschen darauf einigen konnten, dass ein Mensch verletzlich ist und das menschliches Tun verletzen kann. Dies klingt im ersten Augenblick selbstverständlich, aber es wurde erst über einen langen Zeitraum zu dieser Selbstverständlichkeit. Anfang dieses Jahrhunderts ist diese Vorstellung ziemlich weitreichend im Sein der Menschen integriert. Es gab keinen Wendepunkt sondern einen Prozess zu etwas hin.

Die Menschen sehen sich in ihrer Unvollkommenheit. Sie sehen sich und treffen sich auf einer Ebene selbstverständlicher Wertschätzung für den Anderen. Und diese Selbstverständlichkeit befindet sich im ständigen Werden. Gemeinschaften gibt es zahllose. Vom Vergnügen über Interessen bis hin zu den politischen Gemeinschaften. Einerseits zufällig andererseits gewollt. Der Mensch ist durch sein eigenes Werden zu einem Gemeinschaftswesen geworden. Es ist nicht mehr nötig andere auszugrenzen.

Sein – Der Mensch wird geboren um Mensch zu sein und als Mensch nach seinen Möglichkeiten in der Welt einzubringen. Es gibt keine Wertungen, keine Kategorien, keine Kästchen. Ein Mensch kann sich für ökologische, künstlerische, wirtschaftliche, soziale und viele andere Tätigkeiten entscheiden. Er definiert seinen Beitrag weitestgehend selbstständig und sucht seine Tätigkeitsfelder aus dem inneren Antrieb. 

Interaktion – Der Mensch entwickelte sich zu einem prozessualen Wesen. Er pflegt tiefere Beziehungen zu sich und anderen. Ein neue Art der Offenheit entstand und führte zu selbstverständlicheren und lebendigeren Interaktionen.

Expression – Die Art der Mitteilung und des Ausdrucks wurde vielseitiger. Zu normativen Vorstellungen und rein wissenschaftlichen Definitionen kam eine Neugier auf die Erfahrung des Einzelnen dazu. Diese Neugier gewann an gesellschaftlicher Bedeutung. Der Einzelne wird mehr gehört und ernst genommen. 

 

Institutionen – Mit unterschiedlichen Institutionen und Systemen gibt es individuelle Vereinbarungen über das Wie des jeweiligen Einbringens und um längerfristiges Planen für beide Seiten zu ermöglichen. Es gibt viele Menschen, die ihren Lebensfokus ganz spezialisierten Aufgaben widmen und auch jene, die sich für einen bunten Strauß an Aktivitäten entscheiden. Die Institutionen sind humanzentriert um größtmögliche persönliche Entwicklung fördern und zu ermöglichen. Außerdem ist es möglich eigene Ideen und Vorstellungen besser in die Institutionen einzubringen. Der Einzelne wird ernster genommen. Eine gesteigerte Selbstwirksamkeit führt zu einer gesellschaftlichen Weiterentwicklung.

Eine Frage könnte sein: Was sind mündige, moralisch verantwortliche, vernünftige Institutionen?

 

Posthumanistisch,  Postkapitalistisch, Posttraumatisch – Einige aufgeladene Worte für die Phantasie des Betrachters, Überwindungen der Gesellschaft aus welchen ein neues Menschenbild hervorgeht. Das Menschenbild ist wahrscheinlich das zentrale Element dieser utopischen Ideen.   Eine Entwicklung über Generationen, einigen schon immer möglich, aber vielen nicht. Nun aber doch! Menschen die sich in ihrer Selbstverständlichkeit begegnen. Ohne Konventionen. Ein Versuch des Verstehens des Anderen ob des tieferen Verständnisses für das eigene Sein und den eigenen Sinn. Weniger starr, weniger konstruktiv, weniger wertend, weniger normend, einfach so. Wertempfindende Menschen ob der Erfahrung von Liebe und echter Wertschätzung. Fließend im Organismus des eigenen und des gesamten.